„77 Blutkonserven retteten mein Leben!“
Dieser Tag wird Harald wohl immer in Erinnerung bleiben. „Als ich die schmalen Stufen auf der „Mozart“, ein Passagierschiff auf dem ich meine Ausbildung machte, hinunter gehen wollte, habe ich einen Moment nicht aufgepasst, bin ausgerutscht und mit dem Rücken auf der Treppe aufgekommen.“
Zuerst tat der Rücken weh, danach folgte ein Kribbeln in den Beinen. Im Krankenhaus in Hainburg folgte die erschreckende Diagnose: eine instabile Fraktur einer pathologisch aneurysmatischen Knochenzyste in einem Lendenwirbelkörper.
Knochenzysten im Wirbelsäulenbereich treten im Kinder- und Jugendalter öfters auf. Meistens bleiben diese unbemerkt, verursachen keine Schmerzen und es bedarf nicht zwingend einer Behandlung. In Haralds Fall ist jedoch eine solche Zyste zusammengebrochen und das hat Schmerzen verursacht. Zuerst bekam er einen Becken-Bein-Gips und eine über sechs Wochen lange absolute Bettruhe. Nachdem die Zyste nicht wie gewünscht kleiner, sondern sogar größer wurde, entschieden sich die Ärztinnen und Ärzte für eine Operation.
Während des Eingriffs kam es jedoch zu Komplikationen und einer schweren Knochenmarksblutung. Aufgrund des hohen Blutverlustes mussten Harald Blutkonserven verabreicht werden. „Ich habe während des Eingriffs 67 Konserven bekommen. Glücklicherweise habe ich die Blutgruppe A positiv, also eine sehr häufig vorkommende Blutgruppe und es waren ausreichend Blutkonserven vorhanden“, so Harald. Insgesamt hat die OP über 12 Stunden gedauert. Harald hat die Blutkonserven gut vertragen, doch dann folgte die Schocksituation auf der Intensivstation.
Harald konnte weder seine Beine, noch seine Zehen bewegen. Die Ärztinnen und Ärzte reagierten sofort auf die Lähmungserscheinungen und Harald wurde umgehend für eine zweite OP fertig gemacht. Die Angst für immer gelähmt zu bleiben, war groß.
Im Rahmen des zweiten Eingriffes wurden Harald zwei Titanplatten zur Stabilisierung der Wirbelsäule eingesetzt, die dort sein restliches Leben bleiben werden. Dieser Eingriff blieb ebenfalls nicht folgenlos und Harald bekam weitere zehn Blutkonserven.
Im Anschluss wurde er über sechs Monate im AKH behandelt. Eine sehr einschneidende Zeit für einen jungen Erwachsenen. Während seine Freund_innen auf Partys waren und ihr Leben genossen, war er die meiste Zeit ans Bett gefesselt und auf die Hilfe durch Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegepersonal angewiesen.
Der Unfall, die Operationen, die lange Zeit im Spital hatten den jungen Mann verändert. „Ich wollte selbst kranken Menschen helfen“. Harald absolvierte eine Ausbildung zur Diplomierten Medizinisch-technischen Fachkraft und arbeitet seit 15 Jahren im Landesklinikum Hainburg in der Radiologie. Auch in seiner Freizeit kümmert er sich um seine Mitmenschen und ist seit Jahrzenten Sanitäter beim Roten Kreuz in der Bezirksstelle Bruck an der Leitha.
Sein großes Ziel: „Ich möchte alle Blutkonserven, die ich damals bekommen habe, wieder „zurückgeben“.“ Harald war bereits 36 Mal Blut spenden. „Ich habe selbst erlebt, wie schnell und unerwartet es gehen kann, dass man in eine Situation kommt, wo man das Blut eines Mitmenschen braucht“, betont Harald. Deshalb möchte er jedem Menschen etwas mitgeben: „Jeder der kann, sollte Blutspenden gehen, damit rettet man wirklich ein Menschenleben.“